Josef Hoffmann: Palais Stoclet, Brüssel, 1905-11

Josef Hoffmann, Palais Stoclet, Brüssel, 1905-11 © Der Architekt 1914 Tafel 78

281 Avenue de Tervueren, Bruxelles
Entwurf: Josef Hoffmann (1870-1956)
Bauherren: Adolphe Stoclet (1871-1949), Suzanne Stoclet, geb. Stevens (1874-1960)
Status: intakt, Privatbesitz

Umfangreichste Realisierung der Wiener Werkstätte unter Fritz Waerndorfer mit Beteiligung vieler ihrer wichtigsten Künstler, größtes und am aufwendigsten ausgestattetes privates Wohnhaus von Josef Hoffmann. Bauherr war ein Bankier- und Kunstliebhaber-Ehepaar mit drei Kindern. Die Wahl des Architekten für ihr Wohnhaus fiel bei einem Wien-Aufenthalt bei einer Besichtigung der Villenkolonie Hohe Warte.

Freier Grundriss eines repräsentativen Wohnhauses nach englischem Vorbild für Familie und Personal, mit Gesellschaftsräumen und einer bedeutenden Sammlung außereuropäischer Kunst. Getrennte Wohn- und Servicetrakte, Turmaufbau mit Plastiken von Franz Metzner (Gesamthöhe Turm: ca. 19,6 m), aufwendige Gartengestaltung, Pergolen, Pavillon, Skulpturen von Richard Luksch. Repräsentatives Innenraumprogramm auf drei Ebenen (37,5 x 13,5 m) u.a. mit zweigeschossiger Halle, Speisezimmer mit Wandfriesen von Gustav Klimt (Ausführung: Leopold Forstner), Musik- und Theatersaal mit Bild von Fernand Khnopff, Kinderzimmer mit Bilderfries von Ludwig Heinrich Jungnickel, Marmorbrunnen mit Plastik von Georges Minne in straßenseitigem Erker, großflächige Marmorpaneele  (außen weißer Turuli-Marmor aus Norwegen, innen u.a. honigfarbener Paonazzo-Marmor, weißer Statuario-Marmor und Bleu Belge-Marmor), Wandreliefs von Carl Otto Czeschka, Schlafzimmer mit Palisanderholzvertäfelung und Intarsien.

Weitestgehende Annäherung und Realisierung des Gesamtkunstwerk-Ideals der Wiener Moderne: „Ein Stückchen Welt, wo man ganz nahe an seine Ideale – endlich herangekommen ist, und wo man sich schöner und besser dünkt…“ (Brief von Eduard Wimmer, zit. nach Sekler 1982, 98)

Literaturauswahl: Der Architekt 1914, Tafeln 77-79; Sekler 1982, 76-100, 300-310, WV 104; Kat. MAK 2014, 131-137
Quellen: Baubehörde und Besitzer (Einreichpläne und Entwürfe); Narodni Galerie, Prag; mumok, Wien (Entwürfe)

© Bilder: Der Architekt (oben), mumok Wien (unten)

Josef Hoffmann, Grundriss-Entwurf für das Palais Stoclet, um 1905 © mumok, Wien
Josef Hoffmann, Grundriss-Entwurf für das Palais Stoclet, um 1905 © mumok, Wien

 

Autor: Matthias Boeckl

Writer, consultant, art & architectural historian